Ich bekomme am Tag, in der Regel, etwa 50 bis 100 E-Mails. Wenn man Werbung, irgendwelche Statusmeldungen und Kaufbestätigungen ausklammert, bleiben meist nur eine Handvoll freudiger Nachrichten, wie z.B. eure Rezensionsmitteilungen oder ein netter Gruß von Mama. Der Rest beschränkt sich auf Horrormeldungen wie: Ihr Antrag kann leider ersten in sechs Monaten bearbeitet werden oder Trotz eingehender Prüfung ist es uns auch diesen Monat wieder nicht gelungen ihre UmsatzsteuerID in ihrem Account zu ergänzen. Bitte füllen Sie das Formular erneut aus!
Ich tauche also täglich wieder mit gemischten Gefühlen und einer niedrigen Erwartungshaltung in die Tiefen meiner diversen Postfächer ab.
Nicht so an dem denkwürdigen Tag, als ich eine freundliche E-Mail vom neobooks Team erhielt. Sie trug den eindeutigen Titel „Shortlist Indie-Autor-Preis 2015“ und erwischte mich kalt.
Ich befand mich gerade auf dem Balkon, machte eine kleine Denkpause, nachdem ich mich Stunden durch eine lähmende Recherche zum Thema Proxy Chaining und Routergeschwindigkeiten gequält und welche als Ergebnis gerade einmal zwei lächerliche Sätze im neuen Buch hervorgebracht hatte.
Man stelle sich also vor, wir befinden uns in einer gutbürgerlichen Wohngegend. Das einzig laute Geräusch sind ein paar jauchzende Kinder und Nachbars Lumpi. Und mitten in dieser nachmittäglichen Idylle steht eine ungeschminkte, mit verwuschelten Haaren, grimmig dreinblickende Laura auf ihrem winzigen Balkon und macht an ihrem Handy rum. Einen Augenblick lang spielte ich mit dem Gedanken, die Mail erst später zu lesen, einfach aus Angst. Nichts kann einem den Tag mehr vermiesen, als eine Absage zu bekommen. Ich spreche da aus Erfahrung …
Immerhin hatte ich großen Aufwand betrieben, bei meiner Bewerbung um diesen Award. Ich denke, es ist sinnvoll, wenn ich das kurz beleuchte, um die grenzenlose Freude, die mich seit Erhalt der Mail fest im Griff hat, noch deutlicher in Worte fasssen zu können.
Den Indie-Autor-Preis gibt es seit 2013.
Organisiert von der Self-Publishing-Plattform neobooks und der Leipziger Buchmesse dient er dazu, das Engagement der eBook-Self-Publishing-Autoren in Deutschland auszuzeichnen. Dabei wird vor allem auf die inhaltliche Qualität der eingereichten Werke sowie auf das erfolgreiche Gesamtpaket aus Produkt, Marketing- und Vertriebsmaßnahmen eingegangen. Eine hochkarätige Jury aus Selfpublishing- und Branchenexperten erwählt eine Shortlist, aus welcher letztendlich drei Gewinner gekürt werden. Der Preis wird dann, im Rahmen der Leipziger Buchmesse vergeben.
Ich war im letzten Jahr Zuschauer, als ein breit grinsender Michael Meisheit ( aka Vanessa Mansini ) sowie Catherine Shepherd ihre Preise entgegennahmen.
Damals hatte ich gerade meine ersten Bücher ( Time Travel Inc. 1+2 ) auf den Weg gebracht und war sprichwörtlich noch grün hinter den Ohren. Zusammen mit Sandra Neumann saß ich im Publikum und himmelte Marah Woolf an, die den Preis überreichen durfte. Sie war im Jahr zuvor Award-Gewinnerin gewesen und ich glaube es gibt keinen Indie, der im Bereich Fantasy und Sci-Fi schreibt, der sie nicht als sein ganz persönliches Vorbild sieht.
Während der Verleihung scherzte Sandra: Na Laura? Nächstes Jahr bist du da oben, mit deiner Nachtsonne!
Ich lächelte nur matt, schließlich war der erste Nachtsonne Teil gerade erst erschienen und hatte in etwa so viele Leser, wie das eingerahmte Jugendschutzgesetz in einer dieser drittklassigen Spielhallen in den Randbezirken meiner Stadt. Ich dachte also einige Monate nicht mehr über diesen Preis und Sandras Bemerkung nach, bis …
Ende 2014 war die Nachtsonne zwar noch kein Bestseller, aber wohl ständiges Gesprächsthema unter Buchbloggern und Booktubern. Ich hatte mir eine kleine Fanbase aufgebaut und neun Monate lang alles gegeben, damit die Trilogie ihren Weg in die Herzen der Leser findet.
Und da schlich er sich wieder ein, Sandras kleiner, harmloser Scherz.
Von Ende Oktober bis Anfang Januar behielt ich die Website und die Facebook-Fanpage des Indie Awards im Auge. Beinahe täglich prüfte ich, ob die Veranstalter vor hatten, den Preis erneut zu vergeben und was man tun müsse, um teilzunehmen. Als es dann endlich soweit war, investierte ich Tage in meine Bewerbung.
Wie der Zufall es so wollte, war ich eben im Begriff ein Video zu schneiden, welches eine Art audiovisuellen Klappentext des ersten Teils darstellen sollte. Hierfür machte ich mir die zahlreichen Video-Rezensionen der Booktuber zunutze und bastelte ein Filmchen, welches mir noch immer beim Anschauen die Tränen in die Augen treibt.
Es mussten außerdem ein paar informative Texte zum Thema Erstellung, Medienpräsenz und Werbestrategie erstellt werden. Ich schrieb und schrieb, bis mir die Finger wehtaten. In der glücklichen Lage, einen Werbetexter zum Freund zu haben, ergab sich nach und nach ein durchaus lesbares Ergebnis.
Beim Upload der Daten war ich so nervös, dass ich die Laufzeit der Website-Session überschritt und noch mal von vorne anfangen musste, weil die Seite mir prompt eine Fehlermeldung ausgab. Doch dann war es getan.
Beinahe ein Jahr, nachdem ich die Verleihung mit großen Augen verfolgt hatte, reihte ich mich in die lange Liste der Bewerber ( über 200 ) mit ein. Und dann hieß es: warten.
Gehen wir zurück auf meinen kleinen Balkon. Das Handy in der Hand, tippte ich zitternd die Nachricht an und begann zu lesen.
Kennt ihr das Gefühl, wenn der erste Satz einer Mitteilung lautet: Wir bedauern es sehr, Ihnen mitteilen zu müssen … ? Ich denke ihr kennt es. Wer hat so etwas nicht auch schon mindestens ein oder zwei Mal durchgemacht, in seinem Leben. Auf dem Gerät in meiner Hand las ich allerdings:
Liebe Laura,
wir gratulieren dir zur Nominierung deines eBooks für die Shortlist des Indie-Autor-Preises 2015!
Und in diesem Moment gesellte sich zum leisen Gelächter der spielenden Kinder ein spitzer Schrei. Ich brüllte mir dir Seele aus dem Leib und hüpfte auf und ab, wie ein geisteskrankes Frettchen.
Natürlich besteht keinerlei Garantie, dass ich den Preis auch tatsächlich gewinnen werde aber wen juckt das, in solch einem Moment? Ich bin dabei! Ich habe eine Chance, in Marahs Fußstampfen zu treten und ein Jahr harte (wirklich harte) Arbeit mit dieser Ehrung zu krönen. Solch eine Gelegenheit bekommt man nicht oft und ich bin so, so dankbar!
Übrigens gibt es dieses Jahr auch einen Community-Preis. Dessen Gewinner wird von den Lesern gewählt und darum rufe ich euch hier herzlich auf, der Nachtsonne eure Stimme zu geben, wenn ihr das Büchlein gerne gelesen habt 😀
Alle weiteren Infos zum Award findet ihr hier: www.indie-autor-preis.de
Und sollte ich ihn tatsächlich gewinnen, dann hoffe ich euch am Samstag, den 14.03.2015 im Autorenforum der Leipziger Buchmesse anzutreffen, wo wir uns dann alle gemeinsam freuen dürfen! 😀