Am Dienstag, den 10.03. geht es los.
Mit einer nicht unbedingt überschaubaren Anzahl von Koffern und Taschen – man muss ja immerhin volle Sechs Tage überleben können – startete ich von Bremen nach Leipzig, um zum zweiten Mal die Leipziger Buchmesse zu besuchen. Wie ein Schatten liegt die, immer noch offene, Entscheidung über den Gewinner des diesjährigen Indie-Autor-Preises über meiner kleinen Tour. Und nach etwa 200 Kilometern, bei Nieselwetter, in der schmutzigen Raucherecke eines ungastlichen Rastplatzes dümpelt mir das Ergebnis im Mobile Daten Schneckentempo auf dem Display meines Telefons entgegen.
Die Nachtsonne hat keine der drei heißbegehrten Siegerplatzierungen ergattern können. Genau wie das Wetter, schlägt damit auch erst mal meine Stimmung schlagartig um. Aber sei’s drum! Dabei sein ist alles, oder?
Nope! Das ist Unsinn! Ein Spruch für Verlierer! Man kann sich das schönreden, wie man will, in der Realität ist man einfach nur enttäuscht. Punkt.
Deswegen sorge ich so schnell es Hotel Checkin und der Verkehr in Leipzig zulassen für Abhilfe. Und zwar in Form von drei Chili Cheese Burgern, sechs Hähnchen Nuggets und ner belgischen Waffel mit Schokosoße plus extra viel Sahne! So lässt sich die Schmach glücklicherweise recht schnell eliminieren.
Und dann folgt Tag eins mit Power-Shopping 😀
Eine neue Hose, eine vergessene Bürste und ein paar glücklichmachende Kleinigkeiten werden erstanden, damit ich emotional gestärkt und entspannt in den Messetrubel starten kann. Die Leipziger Innenstadt ist schön und trotz Kälte und grauer Wolkendecke genieße ich meine freie Zeit.
Abends gibt es lecker italienisches Essen im La Locanda, zusammen mit Lotta (lottasbuecher.de) und Jassi (immermitbuch.de). Sehr gemütlich! Und in Gesellschaft dieser beiden quirligen Ladys natürlich ein riesen Spaß. Die Kameraaufnahmen beweisen es.
Und dann ist auch schon Donnerstag. Der erste Messetag.
Der Plan: Das ganze Gelände abfilmen, damit ich die Moodaufnahmen schon mal im Kasten habe. Das klappt auch ganz gut. Die obligatorische Raucherpause mit Matthias Wenzel darf natürlich auch nicht fehlen und am Lieblingsautoren-Stand halte ich ein kleines Pläuschen mit Poppy J. Anderson. Hier erstaunt es mich sehr, dass diese gleichermaßen bekannte wie sympathische – sowie seit kurzem erste Self Publisher Millionärin Deutschlands, Glückwunsch Poppy! – junge Frau überhaupt weiß, wer ich bin. Ohne falsche Bescheidenheit kann ich behaupten, dass ich das nicht erwartet habe und ziemlich gut finde. Und auch der Stand der Lieblinge ist sehr schön. Ich mache ein paar Aufnahmen und Michael Meisheit erklärt meinen Zuschauern, was es mit dem Stand-Projekt auf sich hat.
Sehr überraschend ist auch der lustige Zufall eines Zusammentreffens mit Sonja, einer tollen Booktuberin (Zum Kanal). Wir sind uns einfach so in Arme gelaufen und haben dann kurzentschlossen, zusammen mit Lotta und Jassi, zu Mittag gegessen.
Gegen abend sammele ich Annika Bühnemann ein und wir fahren zum Papa Hemingway, um am Leipziger PubnPub teilzunehmen. Es sind dann doch wirklich viele Teilnehmer und so wird der Abend eine laute Runde mit interessanten Gesprächspartnern. Leider verschmähen die Kellner unsere Tapasbestellung und so endet der Abend im örtlichen Burger King. Chili Cheese die Zweite 😉
Annika und mir geht irgendwie nie der Gesprächsstoff aus und so quatschten wir sogar noch im Auto vor ihrem Hotel über Veröffentlichungsstrategien, Erfahrungswerte und Marketingmaßnahmen.
Ruckzuck ist es spät geworden und die Quittung bekomme ich am nächsten Morgen. Eine knatschige Laura schleppt sich zur Messe und fährt auf dem Presseparkplatz beinahe in Marah Woolfs Auto. Einmal sicher geparkt, begrüßen wir uns und dann springt von links der liebe Nick dazu. Ebenfalls gerade eingetroffen und voller Vorfreude auf die Messe. Man sagt ja, es gibt keine Zufälle, aber das war schon lustig.
Leider ist das auch schon alles, was dieser Tag an unerwarteten Wendungen bringt, denn meine lustlose Stimmung zieht sich noch einige Stunden hin. Manchmal findet man einfach nicht den richtigen Messemodus.
Man soll nichts erzwingen und so verbringe ich eine entspannte Zeit mit Vicky, dümpele von Termin zu Termin und lauschte am Schluss noch kurz der lieben Annika Bühnemann, die am Neobooks Stand aus ihrem Buch vorliest. Hast du super gemacht, Annika! 😀
Dann melden meine Eltern sich an. Sicher und unfallfrei in Leipzig eingetroffen, wollen die »Newmans« zusammen essen gehen. Und das ist dann wirklich ein schöner Abschluss für diesen recht unspektakulären Tag.
Und dann ist er da. DER Samstag.
Der aufregendste Messetag überhaupt. Allmählich wird es zur Gewohnheit, dass vormittags erst mal alles schiefläuft. Ohnehin spät dran lande ich in dem wohl grausamsten Stau aller Zeiten und verpasste so die Verleihung des Indie-Autor-Preises. Immerhin kann ich Mona Kasten noch kurz gratulieren. Sie hat nämlich den Communitypreis gewonnen und schreibt fleißig Autogramme.
Ich mache einen Halt bei Christoph Zachariae und wir tauschen uns ein wenig aus.
Danach erkunde ich, zusammen mit meinen Eltern, die Messe und dann startet auch schon das Booktubertreffen. Wie immer ist es toll, so viele vertraute Gesichter zu sehen. Viel zu kurz und viel zu verrückt. Man vergisst ein Foto zu machen, vergisst zu filmen und hofft, dass man alle einmal gesprochen hat.
Keine 30 Minuten später beginne ich, meine in den letzten Wochen mühevoll hergestellten, Goodie Bags zu verteilen und was soll ich sagen? Mit solch einem Andrang habe ich gar nicht gerechnet. So viele sind dabei und haben ihre Nachtsonne im Gepäck. Fotos werden gemacht, und wenn man alle Sequenzen der Booktuber und meine Aufnahmen aneinander scheiden würde, hätte man problemlos Stoff für drei Spielfilme. Es ist großartig und ruckzuck vorbei!
Mit Mühe und Not schaffe ich es noch auf das Designertreffen und dann bricht das Chaos los, denn es muss schnell weiter gehen, zum Treffpunkt der Amazon/Createspace 24 Autoren Lesung. Zusammen mit Bettina nehme ich, im wunderbar beheizten Bus platz und keine zehn Minuten später treffen auch Lotta und Jassi ein. Und dann die Überraschung: Auch meine Booktuber-Buddys Gerd und Nick haben einen der begehrten Plätze ergattert. Wie schön!
Eine kurze Fahrt später finden wir uns alle auf dem Leipziger Amazon Gelände wieder und staunen nicht schlecht. Werkshallen, Abfertigung, kreischend gelbe Sicherheitswesten und Besucherausweise. Es ist schon sehr spannend. Insgesamt sechs der 24 Autoren lesen aus ihrem Buch. Das Konzept finde ich klasse und ziehe den Hut.
Der anwesende Welt Journalist schreibt später einen Artikel, der für meinen Geschmack eine Winzigkeit zu sehr belächelt, von oben herab über die Maßnahmen und Herangehensweise von uns Indies amüsiert ist. Vielleicht ist der gute Mann nur traurig, dass er nicht so viel verdient, wie die anwesenden Lesungsgeber.
Anschließend gibt es etwas zu Essen und beim munteren Plausch lässt man die letzten Messetage Revue passieren. Der Messesamstag war also wieder einmal ein voller Erfolg!
Der Sonntag.
Viele empfinden ihn als ebenso stressig, stickig und überfüllt wie den Samstag. Nicht so ich. Mir gefallen die Messesonntage. Ich bin gemütlicher gekleidet, nicht mehr ganz so angespannt und treffe neue und alte Freunde auf dem Messegelände.
Meine erste Station ist ein Autoren Meet&Greet, weil ich weiß, dass Annika dort sein wird und weil ich Mona noch mal richtig Hallo sagen will. Ich freue mich, dass ihre erste Buchmesse ihr so viele tolle Erlebnisse beschert.
Nach einer kurzen Rast in der Blogger Lounge, wo ich mich toll mit einigen meiner liebsten Facebook-Blogger-Bekanntschaften unterhalten habe, geht es weiter. Ein letztes Mal durch die große Glashalle, durch die Hamsterröhren und zum zweiten Booktubertreffen um 15 Uhr. Es sind nicht ganz so viele Teilnehmer wie gestern, aber das macht die Runde intim. Wir unterhalten uns super. Außerdem macht der liebe Nick noch ein kleines Interview mit mir. Im Gegensatz zu ihm bin ich ziemlich nervös!
Beim Anblick meines, mit den Beatles und Pink Floyd aufgewachsenen Papas, der auf dem Messeboden herumlümmelt und mit Teilnehmern schnackt, festigt sich ein Eindruck, den ich bereits in den vergangenen Tagen bekommen habe: Die Buchmesse ist eine altersgrenzenfreie Zone. Ein Paralleluniversum, in welchem alle – ja wirklich alle – durch ihre Liebe, ihr Interesse und ihre Leidenschaft zum geschriebenen Wort auf einer Welle reiten. Ob nun Großmutter, Mittvierziger, Jungunternehmer, Autor, Booktuber oder Blogger. Eltern, Enkel, Händler, verkleidete Cosplayer oder Musiker: hier sind alle irgendwie auf Augenhöhe und haben ihren Spaß.
Mein Tag endet entspannt und ich reise dem Messeblues 370 Kilometer entgegen.
Zum Glück ist Frankfurt nicht mehr lang hin!