In diesem Artikel erfährst du, wie ich von einer KI generierte Bilder für meine KI inspirierten Premade Cover einsetze.
Ich möchte jedoch gleich zu Beginn anmerken, dass dieser Blogpost nicht als Plattform oder Anlass für eine allgemeine Diskussion zum Thema KI in der Grafik dienen soll. Auch wenn es da sicherlich viel zu diskutieren gäbe, möchte ich an dieser Stelle lediglich Wissenswertes für meine Kunden zusammentragen und über mein Angebot informieren.
Es versteht sich von selbst, dass ich als Grafikerin durchaus eine Meinung dazu habe, dass Maschinen demnächst meine Arbeit erledigen können ;), doch soll dies nicht das Thema dieses Blogposts sein.
Der Unterschied zwischen KI inspirierten und klassischen Premades?
Meine KI Premade Cover unterscheiden sich eigentlich kaum von herkömmlichen Premades. Sie sind ebenfalls etwas preisgünstiger, als individuell gestaltete Buchcover, da die Layouts vorgefertigt und nicht auf Anfrage erstellt und weil sie nahezu unverändert verkauft werden. Grafische Anpassungen sind bei Premades (in der Regel) nicht vorgesehen. Lediglich Titel, Autor und alle weiteren Texte oder schriftlichen Hinweise werden analog des geplanten Buchprojekts angepasst. Das Layout selber bleibt, wie es ist.
Auf diese Weise entfallen Briefings, initiale Entwürfe und Abstimmungsrunden. Der Gesamtarbeitsaufwand ist geringer und das schlägt sich im Preis nieder. Ein Premade eBook-Cover kostet etwa ein Drittel so viel, wie ein beauftragtes eBook-Cover. Die Kombination aus eBook- und Taschenbuchcover etwa die Hälfte.
In allen genannten Punkten unterscheiden sich Premade Cover, die mithilfe von KI generierten Bildern erstellt wurden, also kein bisschen von herkömmlichen Premades. Der einzige Unterschied besteht darin, dass anstelle von Stockdaten von einer KI erstellte Bilder verwendet werden.
Der Unterschied zwischen Stockbildern und KI generierten Bildern?
Was ihren reinen, grafischen Wert angeht, gibt es keinen Unterschied zwischen Stockdaten und KI-Bilddaten.
In beiden Fällen handelt es sich um Bilder. Ebenfalls können beide Bildarten dazu verwendet werden, um neue Bildkompositionen zu erstellen. Das können Web-Banner, Poster, Messe-Displays, Verpackungen oder eben Buchcover sein. Was ihren technischen Wert angeht, gibt es also keinen Unterschied.
Ein Stockbild hat einen Urheber, denn jedes Foto, jede Zeichnung und jede Vektorgrafik wurde von einem Menschen erstellt. Die Rechtslage bei KI generierten Bildern ist (vermutlich) noch nicht endgültig entschieden*. Derzeit gelten KI-Bilder nicht als geistige Schöpfung und unterliegen damit auch nicht dem Urheberrecht.
Für den Grafiker macht das kaum einen Unterschied. In beiden Fällen bezahlt man für die Nutzung der Daten. In der Regel im Rahmen eines Abonnements. Mit der Bezahlung erhält man das Recht, die Bilder für seine Arbeiten zu verwenden.
Bricht man es also rein auf ihren Nutzen und Einsatzmöglichkeiten herunter, unterscheiden sich die beiden Bildarten nicht.
*(Stand Februar 2024)
Wieso dann KI-Bilder verwenden?
Wenn sich Stock- und KI-Bilder also praktisch gar nicht voneinander unterscheiden, man (in der Regel) in beiden Fällen dafür bezahlen muss und das Endergebnis – in unserem Fall das Buchcover – mit beiden Bildvarianten gelingen kann, wieso dann überhaupt KI-Daten anstelle von herkömmlichen Stockbildern verwenden?
Ich versuche es an diesem Punkt mal mit einem Vergleich. (Das geht jetzt an die Damen unter euch.)
Habt ihr schon mal vor eurem Kleiderschrank gestanden und überlegt, was ihr zur Party anziehen wollt? Mindestens zwanzig Outfits baumeln an ihren Bügeln und grinsen euch an. Und obwohl die schiere Menge an Kombinationsmöglichkeiten und tragbaren Looks es euch doch eigentlich ganz einfach machen sollte, dauert diese Entscheidung oftmals ewig. Bei manchen von uns Stunden.
Ganz ähnlich verhält es sich mit Stockdaten.
Der Kunde wünscht sich für sein Cover eine Frau in rotem Abendkleid. Man soll sie von hinten sehen und sie muss blond sein. Ihr Gesicht soll im Profil zu erkennen sein und auf der Schulter hat sie ein kleines Tattoo in Form eines Halbmonds. Im Hintergrund soll eine fiktive Stadt zu sehen sein. Ganz wunderbar wäre es, wenn sich ein Fluss mitten hindurch schlängelt und falls möglich, soll es bitte regnen.
In Stockbildsprache bedeutet das:
Es müssen mindestens vier Stockbilder gefunden werden und keines davon wird ohne weitere Bearbeitung auskommen. Wir brauchen eine Frau in Rot. Außerdem das Bild eines Halbmonds, dass wir zu einem Tattoo machen können. Dann noch eine fiktive Stadt. Gibt es diese nur ohne Fluss, müssen wir einen bauen. Mit weiteren Stockbildern. Und vermutlich müssen wir der Frau auch noch die Haare färben, sie im schlimmsten Fall freistellen und den Regen dürfen wir auch nicht vergessen. Der kommt zum Schluss, als Overlay, in Form von weiteren Stockdaten.
In Kleiderschranksprache bedeutet das:
Ich könnte den braunen Rock anziehen und das gelbe Top aber dann finden sich keine passenden Schuhe und überhaupt würde ich lieber ein Kleid tragen. Aber ich habe nur gepunktete Kleider und es sollte besser ein einfarbiges sein, damit auch eine meiner Jacken dazu passt. Hätte ich doch nicht nur ärmellose Kleider, dann würde sich die Jacken-Frage gar nicht stellen.
Wäre es nicht wunderbar, wenn man sich einfach ein Outfit vorstellen könnte? Nur in seinem Kopf. Und dann würde es ganz plötzlich, wie von Zauberhand, vor einem auftauchen. Genau so, wie man es sich eben ausgemalt hat? Ohne im Schrank danach zu suchen, ohne Kompromisse. Es wäre einfach da.
Und wäre es nicht ebenso wunderbar, wenn man sich das Bild einer blonden Frau im roten Kleid vorstellen würde? Eine Frau mit einem Tattoo, die bei Regen auf eine Stadt blickt, durch die ein Flusslauf führt. Und dann, nur Sekunden später, gäbe es dieses Bild plötzlich. Ohne, dass man danach suchen musste. Ohne, dass man von Hause aus nicht passende Teile passend machen musste?
Nun, ja. Das mit dem Outfit gibt es so leider noch nicht. Was schade ist. Aber dieses eine ganz spezielle Bild, das können wir uns erdenken. Das ist neuerdings möglich. Und genau das ist er …
Der eine Unterschied
Anstatt Stunden damit zu verbringen, eines oder mehrere Bilder zu finden, die – wenn auch nicht perfekt – zumindest halbwegs zu den Wünschen meines Kunden passen könnten, erstelle ich mir meine eigenen Stockbilder. Indem ich der KI möglichst genau erkläre, wie mein Bild aussehen soll, reduziere ich den Aufwand der Suche und der Nachbearbeitung. Ich werde trotzdem mehrere Bilder benötigen und auch die Erstellung per KI kostet Zeit aber wenn ich mich dabei schlau anstelle, und die KI-Götter mir wohlgesonnen sind, spare ich eventuell einige Minuten, die ich dann in andere essenzielle To do’s investieren kann. In die Farbwelt, die Aufteilung innerhalb der Bildkomposition, in die Typografie und ich kann vielleicht sogar noch einen weiteren Entwurf unterbringen, anstatt nur einen abzuliefern.
Oben seht ihr das Beispiel eines via KI generierten Bildes. Hierfür habe ich folgenden Prompt genutzt:
Eine Frau auf einer Klippe trägt ein schulterfreies rotes Kleid und schaut in die Ferne auf eine Stadt.
Hätte ich etwas mehr Übung und noch etwas mehr Zeit in Promptexperimente investieren, bekämen ich und die KI sicher auch noch das Tattoo und den Regen hin. Falls nicht, wäre es ein Leichtes diese beiden Elemente selber hinzuzufügen. Hauptsache die Basis steht und passt perfekt zum Kundenwunsch.
Da das Formulieren von KI-Prompts eine Kunst für sich ist, kann es also durchaus sein, dass ich für die Erstellung der Bilddaten ebenso lang brauche, wie für die Suche nach vergleichbaren Stockdaten. Dennoch ist die Verwendung einer KI hier von Vorteil. Selbst wenn der Zeitaufwand identisch sein sollte, das Ergebnis ist in der Regel näher an der Vorgabe. Das macht mich glücklich und meinen Kunden erst Recht.
Ist das fertige Cover dann noch von Laura Newman?
Wer bis hier hin gut aufgepasst hat, kennt die Antwort bereits.
Ein aus KI-Bildern erstelltes Buchcoverlayout unterscheidet sich technisch und fachlich in keiner Weise von einem Layout, das aus Stockdaten zusammengesetzt wurde. Die Motivauswahl, die Aufteilung, das Zusammenspiel von Farben und Typografie und die Einhaltung von Gestaltungsregeln, die gelernte Grafiker anwenden sowie das Wissen um Formate, ICC-Profile, PDF-Versionen, gestrichenen und ungestrichenen Papieren und und und … Das alles kann (noch) keine KI. Was ein Grafiker kombiniert, trägt stets seine ureigene gestalterische Handschrift. Programme wie Photoshop, Illustrator und Co sind dabei – ebenso wie die KI – bloß Werkzeuge.
KI inspiriertes Cover oder KI Cover?
Ich nenne meine KI Premades „KI inspirierte Premade Cover“, weil sie definitiv nicht von einer KI erstellt wurden. Wie dieser Artikel beschreibt, bestehen sie zu einem großen Teil aus Bildern, die von einer KI generiert wurden. Aber mit Stockdaten erstellte Buchcover nennt man schließlich auch nicht „Stockdaten Cover“. Wie schon erwähnt, ist das Handwerk der Schlüssel zum harmonischen Design. Ein reines KI Bild ist noch kein Cover. Und kein Cover besteht nur aus Bildern.
Wieso KI-Premades und keine individuellen KI-Cover?
Aktuell betrachte ich die Verwendung von KI-Bildern als kreative Spielwiese, auf der ich mich nebenbei ein bisschen austoben kann. Ich tue dies, um am Ball zu bleiben. Immerhin handelt es sich um eine neue Technologie, die meinen Beruf unmittelbar betrifft und (Spoiler) künftig stark verändern wird. Es ist eine Fingerübung für mich. Ein Spaß. Und es inspiriert mich.
Premade Cover entstehen meist nebenbei. Man möchte einfach mal ohne Vorgaben gestalten. Mit einer KI kann man ausprobieren, Varianten erzeugen und sich auf neue Ideen bringen lassen. Ich finde das fantastisch und natürlich weiß ich die oben erwähnten Vorteile von eigens für den speziellen Zweck erstellten Bilddaten zu schätzen. Aber ich weiß auch, dass die Nutzung, die Rechtslage und die Akzeptanz von KI generierten Inhalten in den kommenden Jahren einen komplizierten Prozess durchlaufen wird. Ich weiß, dass meine Kunden, wenn sie beispielsweise bei Amazon ein Buch veröffentlichen wollen, angeben müssen, ob bei der Erstellung ihres Buches ein KI beteiligt gewesen ist. Daher möchte ich transparent arbeiten und meinen Kunden die Wahl lassen.
Zurzeit bedeutet dies, dass ich den Einsatz von KI-Technologie auf meine KI inspirierten Premade Cover beschränke. Bei individuell beauftragten Coverlayouts kommen weder generierte Bilddaten aus externen Quellen noch Funktionen, wie die generative Füllung in Photoshop zum Einsatz. Das soll nicht heißen, dass ich die Verwendung von KI-Bildern geringschätze oder verurteile. Wie bereits erwähnt sind KI-Bilddaten für mich absolut vergleichbar mit klassischen Stockdaten. Ich sehe keinen Grund, sie bei Grafikprojekten zu vermeiden. Aber noch betrachte ich dieses neue Feld als experimentell.
Es ist gut möglich, und vermutlich sogar wahrscheinlich, dass KI-Bilder zukünftig auch bei meinen individuellen Coverdesigns eingesetzt werden. Ich könnte mir hier gut vorstellen, dass man die Frage der Verwendung gleich zu Beginn, im Rahmen des Briefings, klärt und so für alle Beteiligten eine Basis schafft, selbst zu entscheiden, was man ausprobieren möchte und was nicht. Bis dahin betrachte ich meine KI inspirierten Premades als großartige Möglichkeit, um dieses neue Tool kennenzulernen, soweit überhaupt möglich zu beherrschen und meinen Kunden die Ergebnisse anbieten zu können.
Zusammenfassung
Nein, den gibt es nicht. Premade Cover, die mithilfe von KI generierten Bildern erstellt wurden, unterscheiden sich nicht von herkömmlichen Premades. Der einzige Unterschied besteht darin, dass anstelle von Stockdaten von einer KI erstellte Bilder verwendet werden.
Nein, meine KI inspirierten Premade Cover wurden nicht von einer KI erstellt, sondern enthalten lediglich einen Anteil an Bilddaten, die generiert wurden.
Das fertige Premade Cover ist ebenso wie jedes andere von mir erstellte Layout ein Auftragswerk, für das im Rahmen des Urheberwerkvertrags Nutzungsrechte einräumt werden.
Nein, definitiv nicht. Der Aufwand für die Erstellung von KI inspirierten Premades weicht in der Regel nicht vom zeitlichen oder gestalterischen Aufwand ab, den klassische Premades mit sich bringen.
Hinweis: Diesen Artikel habe ich im Januar 2024 verfasst. Ich erwarte, dass sich sowohl die öffentliche Meinung, als auch die Politik künftig verstärkt mit dem Thema KI befassen werden. Auch erwarte ich, dass es eventuell Änderungen beim Umgang mit KI-Inhalten geben wird und dass sich die Rechtslage den neuen Gegebenheiten anpassen muss. Daher sind meine Schlussfolgerungen und meine persönliche Meinung im Rahmen dieses Textes immer im zeitlichen Kontext zu betrachten, sollte dieser Blogpost zu einem späteren Zeitpunkt gelesen werden.